Ein junger Mann sitzt mit Kopfschmerzen auf seinem Sofa und stützt dabei seinen Kopf in seinen Händen ab. Ein junger Mann sitzt mit Kopfschmerzen auf seinem Sofa und stützt dabei seinen Kopf in seinen Händen ab.

Ratgeber Kopfschmerzen und Migräne

Viel Wissen, Eigenverantwortung und richtiges Verhalten gehören zu den wichtigsten Voraussetzungen für ein gesundes Leben: Wissen kann Kopfschmerzen ersparen!

Daher haben wir im Folgenden für Sie die wichtigsten Informationen und Tipps zur Vorbeugung von Kopfschmerzen sowie zur Behandlung von Kopfschmerzen bzw. Migräne zusammengefasst.

Kopfschmerzen und Migräne

Ärzte und Ärztinnen unterscheiden heute über 250 Formen von Kopf­schmerzen. Die Kopf­schmerzen werden in zwei Haupt­typen unter­gliedert: Bei der einen Art, den sekundären oder symptoma­tischen Kopf­schmerzen, finden sich im ärztlichen Gespräch und in der ärztlichen Unter­suchung Hin­weise auf Erkrank­ungen, die Kopf­schmerzen zur Folge haben.

Welche Ursachen von Kopfschmerzen gibt es?

Sekundäre Kopfschmerzen sind Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung. Solche Kopfschmerzen sind z. B.:

  • Kopfschmerz bei Kopfverletzungen
  • Kopfschmerz bei Hirnblutungen und Blutgefäßerkrankungen
  • Kopfschmerz bei Hirntumoren
  • Kopfschmerz bei In­fektions­krankheiten

Bei der Feststellung, um welche Kopfschmerzen es sich handelt, müssen zunächst immer durch eine ärztliche Untersuchung sekundäre Kopfschmerzen bzw. die zugrunde liegenden Erkrankungen aus­ge­schlossen werden. Bei den primären Kopf­schmerzen lassen sich keine anderen zu­grunde liegenden Er­krankungen auf­decken, und die Suche nach anderen Kopf­schmerz­ursachen bleibt ergebnis­los. Bei den primären Kopfschmerzen sind die Kopf­schmerzen selbst die Erkrankung. Es sind dies:

  • Migräne
  • Kopfschmerzen vom Spannungstyp
  • Clusterkopfschmerzen

Welche Kopfschmerzen sind am häufigsten?

In der großen Mehrzahl geben die Betroffenen zwei verschiedene Formen von Kopfschmerzen an: viele klagen über Migräne oder Kopfschmerzen vom Spannungstyp. Hingegen werden an­dere Kopfschmerzformen eher selten geäußert!

Die Migräne

Die Migräne ist die häufigste Kopf­schmerz­form, die Patient*innen zum Arzt bzw. zur Ärztin führt. Typisch ist der so unverständliche Wechsel zwischen schlimmsten Schmerzen, quälenden Begleit­symptomen und all­gemeinem Krank­heits­gefühl während der Migräne­attacke und dem völligen Wohl­befinden zwischen den Attacken. Die Migräne unter­scheidet sich in ihrem Schmerz­bild deutlich vom Kopf­schmerz vom Spannungs­typ.

Wie läuft eine Migräneattacke ab?

Beginn mit Vorwarnsymptomen: Viele der betroffenen Menschen bemerken bis zu zwei Tage vor Beginn des Migräneanfalls erste Anzeichen für den kommenden Migräneanfall. Solche Vorwarnzeichen sind z. B. Heißhunger nach bestimmten Speisen, Verstimmung, häufiges Gähnen, verstärkte Aktivität oder Müdigkeit.

Die Vorstufe der Migräneattacke: die Auraphase

Bei einigen der Betroffenen beginnt der eigentliche Migräneanfall mit neuro­logischen Störungen, einer Migräne­aura. Die Aura­phase tritt zeitlich meist vor der eigentlichen Kopf­schmerz­phase auf. Am häufigsten finden sich Auren in Form von ein­seitigen Seh­störungen. Flimmer­erscheinungen, Zickzack­linien mit farbigen Randzacken. Grell blendende oder schwarze Flecken im Gesichts­feld sind typische Beispiele. Auren können aber auch in Form von Kribbel­miss­empfindungen oder Taub­heits­gefühlen auftreten, die sich häufig von den Finger­spitzen hoch zur Schulter und weiter zum Gesicht ausbreiten.

Gerade diese langsame Ausbreitung der einzelnen Aurasymptome über mehrere Minuten hinweg ist das Charakteristische für Migräneauren. Die Symptome treten nicht wie beim Schlaganfall schlagartig in ihrer vollen Ausprägung auf. Alle Aura­formen, auch Lähm­ungen und Sprach­störungen, halten meist weniger als 60 Minuten an und bilden sich komplett zurück. Selten sind Auren von über 60 Minuten Länge, die dann als verlängerte (oder prolongierte) Auren bezeichnet werden. Die Migräne­kopf­schmerzen folgen spätestens nach einer Stunde. Gerade die Aura kenn­zeichnet die Migräne als neuro­logisches Krankheits­bild.

Die Hauptphase der Migräne: die Kopfschmerzphase

Die Kopfschmerzphase während der Migräne ist charakterisiert durch einen typischerweise einseitig auftretenden Kopfschmerz, wobei jede Region des Kopfes betroffen sein kann. Häufig zieht der Kopf­schmerz während der Attacke auch umher. Der Kopfschmerz wird als pulsierend, hämmernd oder pochend verspürt. Jeder Pulsschlag verstärkt den Kopfschmerz. Der Kopfschmerz während der Migräneattacke hat eine so starke Intensität, dass Arbeits- oder Frei­zeit­aktivitäten behindert oder komplett un­möglich gemacht werden.

Körperliche Belastungen wie z. B. Bücken oder Treppensteigen verstärken die Kopf­schmerzen. Appetit­losigkeit, Übelkeit oder Erbrechen sind charakter­istische Begleit­störungen. Zusätzlich können Reiz­störungen anderer Sinnes­organe auftreten wie z. B. Lärm-, Licht- oder Geruchs­über­empfindlichkeit. Die Betroffenen legen sich typischer­weise in ihr Bett, ziehen die Vorhänge zur Verdunklung zu und erbitten Ruhe. Die Beschreibung der Beschwerden durch den Betroffenen/die Betroffene versetzt den Arzt bzw. die Ärztin in die Lage, anhand bestimmter Kriterien die Diagnose einer Migräne zu stellen.

Diagnostische Kriterien der Migräne ohne Aura

Kopfschmerzdauer, unbehandelter Verlauf:

  • 4 bis 72 Stunden

Kopfschmerzcharakteristika (mindestens zwei):

  • einseitiger Kopfschmerz
  • pulsierender Charakter
  • mittelstarke bis starke Schmerzintensität, erhebliche Behinderung der Tagesaktivität
  • Verstärkung bei körperlicher Aktivität

Begleitphänomene (mindestens eins):

  • Übelkeit und/oder Erbrechen
  • Lichtüberempfindlichkeit
  • Lärmüberempfindlichkeit

Attackenanzahl:

  • wenigstens fünf vorangegangene Attacken

Ausschluss symptomatischer Kopfschmerzen:

  • durch ärztliche Untersuchung
Mann sitzt mit Kopfschmerzen auf seinem Sofa.

Migräneanfälle - Ursachen

Vererbung spielt bei der Migräne eine wichtige Rolle. Migräne eines Elternteils bedeutet ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko, ebenfalls im Laufe des Lebens Migräneattacken zu bekommen. Vererbt wird aber nur die Bereitschaft, in be­stimmten Reiz­situationen eine Migräne­attacke zu entwickeln.

Die Abläufe während der Migräne kann man mit einem Sonnenbrand ver­gleichen. Auch ein Sonnen­brand ist nicht an­geboren. Mit einer hellen Haut­farbe wird jedoch die Bereit­schaft vererbt, einen Sonnen­brand zu ent­wickeln, wenn man sich zu lange einer bestimmten Reiz­situation aussetzt. In diesem Beispiel ist das Sonnen­licht die Reiz­situation, bei der Migräne sind es die so genannten Auslöse­faktoren. Die Auslöse­faktoren der Migräne sind individuell ver­schieden. Es werden einige Punkte jedoch immer wieder genannt.

Auslösefaktoren der Migräne

  • Änderungen des üblichen Tages­ablaufes (Auslassen von Mahlzeiten, zu viel oder zu wenig Schlaf, ...)
  • Abrupte Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung (Woche/Wochenende, ...)
  • Außergewöhnliche psychische Belastungssituationen (Stress, Freude, Trauer, ...)
  • Hormonveränderungen (Menstruation)
  • Äußere Reize (Licht, Lärm, Gerüche, ...)
  • Wetteränderungen (Föhn, Hitze, ...)
  • Änderungen der normalen Nahrungszufuhr (Alkohol, Käse, Gewürze, Kaffee, ...)

Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass es während einer Migräne­attacke wie beim Sonnen­brand zu einer Entzündungs­reaktion kommt. Die beschriebenen Auslöse­situationen rufen im Gehirn eine Abfolge von Vor­gängen mit Entzündung der Hirn­haut und der in ihr verlaufenden Blut­gefäße hervor. Wie die Haut besitzt auch die Hirn­haut ein dichtes Netz von Schmerz­rezeptoren, die durch die Ent­zündung so empfindlich werden, dass das Pulsieren der Blut­gefäße zu dem typischen hämmernd­pochenden Migräne­kopfschmerz führt. Jede körper­liche Aktivität und jedes Bücken führen über ein verstärktes Pul­sieren zur Schmerz­zunahme.

Was hilft am besten gegen Migräne?

Sei es durch Vorbeugemaßnahmen, Medikamente oder verschiedene Ver­haltens­verfahren: Migräne lässt sich behandeln! Im Folgenden haben wir für Sie die wichtigsten Tipps und Tricks auf­gelistet, wie Sie Migräne von Beginn an ver­meiden können und wie Sie bei bereits auf­getretenen Migräne­anfällen best­möglichst dagegen handeln können, um Ihr Wohl­befinden zurück zu bekommen.

Die beste Migräneattacke ist die, die erst gar nicht auftritt. Versuchen Sie deshalb, ihre Auslösefaktoren herauszufinden. Ein Kopf­schmerz­tage­buch kann Ihnen dabei helfen. Erstellen Sie sich Kopien davon, und füllen Sie es regel­mäßig aus. So können Sie erreichen, dass aus­schließlich durch Verhaltens­maß­nahmen Migräne­attacken we­sent­lich we­niger stark und häufig auf­treten. Einige praktische Tipps dazu finden Sie nach­stehend.

  • Behalten Sie einen gleich­mäßig­en Schlaf-Wach-Rhythmus bei, vor allem am Wochen­ende. Deshalb am Wochen­ende Wecker auf die gewohnte Weck­zeit ein­stellen und zur gleichen Zeit früh­stücken wie sonst auch. Das ist zwar hart, vermeidet aber die Migräne
  • Achten Sie auf regel­mäßige Nahrungs­ein­nahme. Versuchen Sie, Ihre gewohnten Essens­zeiten einzuhalten
  • Treiben Sie regelmäßig gesunden Sport, z. B. Schwimmen, Radfahren, Wandern; das hilft beim Entspannen
  • Versuchen Sie eine aus­ge­gli­chene Lebens­führung. Ein gleich­mäßiger Tages­ablauf kann Kopf­schmerzen ver­hindern
  • Lernen Sie, "nein" zu sagen. Lassen Sie sich nicht zu Dingen drängen, die Sie nicht tun wollen
  • Lernen Sie das Ent­spannungs­training "Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen"
  • Lassen Sie öfters einmal fünf gerade sein. Überfordern Sie sich nicht. Lassen Sie Dinge einfach einmal liegen, wenn sie Ihnen zu viel werden

Die zweite Möglichkeit, die Aus­lösung von Migräne­attacken zu verhindern, ist die Reduktion der er­höhten Anfalls­bereit­schaft des Gehirns. Dazu stehen me­di­kamen­töse und nicht­medi­kamentöse Möglich­keiten zur Ver­fügung.

Auslösefaktoren wirken durch eine plötzliche Veränderung der nor­malen Hirn­aktivität. Nicht­medikamentöse Ver­fahren zur Vor­beugung der Migräne­attacke versuchen, die Hirn­aktivität zu stabilisieren, damit plötzliche Störungen sich nicht aus­wirken können. Oberstes Gebot ist ein möglichst regel­mäßiger Tages­ablauf, der zu einer Synchron­isation der Gehirn­tätigkeit und damit zu einer gering­eren Stör­anfällig­keit führt. Das erfordert eine Planung und Regeln, an die Sie sich selbst halten müssen. Aber auch andere sind gehalten, auf diese Regeln Rück­sicht zu nehmen. Fertigen Sie sich einen Stunden­plan für die Woche. Achten Sie dabei darauf, dass Sie feste Zeiten für Mahl­zeiten, Arbeit und Frei­zeit vorsehen.

Lassen Sie in Ihrem Stundenplan auch Platz für spontane Ent­scheid­ungen. Der Plan soll Sie nicht an ein starres Zeit­korsett binden. Sinn ist vielmehr, einen un­gleich­mäßigen Tages­ablauf gegen eine klare Struktur ein­zu­tauschen.

Jeden Tag sollten Sie mindestens 15 Minuten für Ihr Ent­spannungs­training einplanen. Am besten hat sich die pro­gressive Muskel­relaxation nach Jacobsen bewährt. Kurse werden von Ärzten/Ärztinnen, Psycholog*innen und Volks­hochschulen angeboten. Es gibt auch Online-Selbst­lern­kurse. Die beste Zeit für die Durch­führung eines Entspannungs­trainings ist, wenn anschließend etwas Positives und An­genehmes auf dem Plan steht, z. B. eine Tee­pause oder der tägliche Spazier­gang mit Ihrem Hund.

Geben Sie nicht gleich auf, wenn es am Anfang nicht so klappt wie ge­wünscht. Ihr Stunden­plan lässt sich mit zu­nehmender Er­fahrung optimieren.

Der Vorteil dieser Methoden liegt darin, dass Sie diese selbstständig durchführen und anwenden. In den letzten Jahrzehnten wurden auch Therapieverfahren entwickelt, die in der Regel durch Ver­haltens­therapeut­en ein­gesetzt werden. Es handelt sich dabei um die Bio­feed­back-Therapie und das Selbst­sicher­heits­training.

In der Biofeedback-Therapie wird vom Therapeuten bzw. von der Therapeutin mit einem Gerät eine bestimmte Körperfunktion wie die Kopfmuskelaktivität oder der Pulsschlag gemessen. Die Ergebnisse werden für den Patienten/die Patientin z. B. auf einem Bildschirm angezeigt. Durch diese Rückmeldung ("feedback") kann der Patient/die Patientin direkt sehen, ob seine Muskeln entspannt sind oder sein Puls regelmäßig und langsam schlägt. In der weiteren Therapie wird gelernt, diese Körperfunktionen direkt und gezielt zu beeinflussen. Ziel ist eine unmittelbare willentliche Steuerung der Körperfunktionen.

Das Selbstsicherheitstraining soll Patient*innen in die Lage versetzen, für ihre persönlichen Rechte ein­zu­stehen und ihre eigenen Ge­danken, Gefühle und Ein­stellungen aus­zu­drücken. Selbst­sicher­heit und soziale Kompetenz können dazu führen, dass man sein Leben mit mehr innerer Gelassen­heit und Ruhe leben kann. Wünsche werden mit möglichst geringem Auf­wand realisiert. In Trainings­situationen werden den Patient*innen Auf­gaben zur sozialen Kompetenz gestellt, die sie zu be­wältigen haben.

Die Übungen werden entweder im Rollenspiel in einer Gruppe, mit einem Therapeuten/einer Therapeut­in oder Trainer bzw. Trainerin oder als Haus­auf­gabe "live" geübt. Es gibt sehr viele unter­schied­liche Trainings­pro­gramme.

Es gibt eine Vielzahl von nicht­medikamentösen Maß­nahmen, die bei manchen Patient*innen günstig auf den Migräne­verlauf wirken. Zu­nächst sind hier weitere Ent­span­nungs­verfahren zu nennen wie z. B. Thai Chi, Yoga oder ver­schiedene Meditations­arten. Diese Ver­fahren müssen erlernt werden und können nur bei regel­mäßiger An­wendung wirken.

Auch regelmäßiger Sport, Spazieren­gehen und bewusste Lebens­führung sind Möglich­keiten, Stress im All­tag abzubauen und die Migräne günstig zu beein­flussen. Physikalische Therapie­verfahren wie Gym­nastik, Massagen, Hydro- und Thermo­therapie dienen dem gleichen Zweck. Ein heilender Effekt auf den Migräne­verlauf ist hier je­doch ebenso wenig zu erwarten wie von einer Akupunktur­be­handlung oder einer Therapie mit trans­kutaner elektrischer Nerven­stimulation (TENS).

Sollten trotz Einhaltens der empfohlenen Verhaltensregeln weiterhin mehr als drei Migräne­attacken pro Monat auf­treten oder sprechen Patient*innen während der ein­zelnen An­fälle nicht prompt auf Medi­kamente an, kann eine medi­kamentöse Vor­beugung sinn­voll sein.

Ziel ist es, durch regel­mäßige tägliche Ein­nahmen von bestimmten Sub­stanzen die Attacken­häufigkeit, -dauer und -intensität um die Hälfte zu re­duzieren. Es wäre jedoch falsch zu glauben, Migräne könnte komplett unter­drückt werden. Migräne kann nicht ge­heilt werden! Genauso falsch wäre es, die Medi­kamente als Ersatz für Ver­haltens­maß­nahmen an­zu­sehen.

Häufig eingesetzte Substanzen sind

  • die Betarezeptorenblocker Metoprolol (z. B. Beloc-Zok ® ) und Propranolol (z. B. Dociton®)
  • Flunarizin (z. B. Sibelium ®)
  • Amitriptylin (z. B. Saroten ®)

In bestimmten Situationen wirksam sind auch

  • Magnesium
  • Acetylsalicylsäure (z. B. ASS 300) (in Dosierungen von 300 mg täglich)
  • Naproxen (z. B. Proxen ® ) zur Kurzzeitprophylaxe der men­struellen Migräne
  • Valproinsäure (z. B. Ergenyl chrono ® )
  • Topiramat (z. B. Topamax Migräne ® )

Durch eine medikamentöse Prophylaxe sollen in erster Linie die Komplikationen einer zu häufigen Einnahme von Kopf­schmerz­medi­kament­en vermieden werden. Hier­zu gehören zum einen Magen-Darm-Be­schwer­den, zum anderen Nieren- und Leber­schädigungen.

Durch die permanente Einnahme von Medikamenten zur Behandlung der Migräneattacke kann auch ein medikamentenbedingter Dauer­kopf­schmerz hervor­gerufen werden. Ein zunächst attacken­weise auf­tretendes Kopf­schmerz­leiden wandelt sich dann in einen ständigen hart­näckigen Dauer­kopf­schmerz um. Diese Gefahr ist bei Ein­nahme von Kombinations­präparaten, die in einer Tablette mehrere Wirk­substanzen vereinen, besonders groß. Auch die zu häufige Ein­nahme von Ergotaminen kann hart­näckige Dauer­kopf­schmerzen hervor­rufen. Es ist paradox: Manche Mittel, die zuerst Kopf­schmerzen lindern, können bei falscher Ein­nahme bald selbst Kopf­schmerzen erzeugen!

Eine Frau schüttet sich zufrieden ein Glas Wasser ein.

Was kann man bei Migräneanfällen tun?

Sie leiden unter Migräneanfällen? Lesen Sie im Folgenden die wichtigsten In­for­mationen rund um die Behandlung von Migräne­an­fällen, damit Sie lernen können best­möglichst mit diesen umzugehen.

Das Gehirn des Migränekranken ist aufgrund der plötzlichen Fehl­steuer­ung von Nerven "über­reizt". Sinnes­ein­drücke jeglicher Art können als un­angenehm oder auch schmerz­haft erlebt werden. Reiz­ab­schirmung gehört deshalb zu einer der ersten Maß­nahmen in der Be­handlung. Die Patient*innen sollten sich in eine ruhige Um­gebung zurück­ziehen können. Da die Lärm- und Licht­über­empfindlich­keit den Patient*innen gut bekannt ist, aber auf­grund der Alltags­be­dingungen eine Reiz­ab­schirmung nicht immer möglich ist, versuchen die Patient*innen, sich durch schnelle und über­mäßige Ein­nahme von Medi­kamenten arbeits­fähig zu er­halten.

Diese Situation ist ein wesentlicher Grund für einen medikamentösen Fehlgebrauch mit der Gefahr der Entstehung eines medi­kamenten­indu­ziert­en Dauer­kopf­schmerzes. Bean­spruchen Sie in solchen Fällen eine Pause, bis es Ihnen wieder besser geht.

Bereiten Sie ein Schild BITTE NICHT STÖREN vor. Manchmal dauert es lange, bis die Umgebung lernt, Rücksicht auf eine Erkrankung zu nehmen. Auch Menschen mit anderen Behinderungen haben lange für Rücksichtnahme arbeiten müssen – aber z. T. mit Erfolg, wie Sie an manchen Gehsteigkanten sehen.

Während der Zeit des Sich­zurück­ziehens in einem licht- und lärmgeschützten Raum sollte das Entspannungsverfahren angewendet werden, das vorher schon eingeübt wurde. Dies kann bei der Stabilisierung der Nerven­systeme im Gehirn behilflich sein und den Behandlungs­erfolg be­schleunigen. Reiz­ab­schirmung und Entspannungs­induktion sollten deshalb immer zu den ersten Maß­nahmen in der Be­handlung der akuten Migräne­attacke gehören.

Viele Migränepatient*innen kennen Ankündigungssymptome einer Migräneattacke. Solche Symptome können z. B. Stimmungs­schwank­ung­en im Sinne von Gereizt­heit oder Hyper­aktivität sein, erhöht­er Appetit, ins­besondere auf Süß­igkeiten, oder aus­geprägtes Gähnen.

Ankündigungssymptome zeigen sich bei über einem Drittel der Migränepatient*innen bis zu 48 Stunden vor dem Beginn der Migräneattacke. Zur Verhinderung des folgenden Attackenbeginns ist die Einnahme von Acetyl­salicyl­säure (z. B. Aspirin o. Ä.) möglich. Diese Maß­nahme kann ins­besondere Patient*innen empfohlen werden, die auf­grund bestimmter An­kündigungs­symptome mit großer Wahr­schein­lich­keit das Ent­stehen einer Migräne­attacke voraus­ahnen können.

Leichte Migräneattacken lassen sich durch langsamen Beginn, schwache bis mittlere Kopf­schmerz­intensität, fehlende oder nur gering aus­geprägte Aura­symptome sowie nur mäßige Übel­keit und fehlendes Er­brechen von schweren Migräne­attacken ab­grenzen. Zur Behandlung dieser leichten Migräne­attacken wird die Kombination eines Medi­kaments gegen die Übel­keit (Antiemetikum) mit einem Schmerz­mittel (Analgetikum) empfohlen.

Die Gabe eines Medikaments gegen Übelkeit und Erbrechen hat sich in der Behandlung der Migräneattacke als sinnvoll erwiesen, da es einer­seits gezielt die Symptome Übel­keit und Er­brechen reduziert, anderer­seits die Magen- und Darm­aktivität normal­isieren kann. Dadurch kann die Auf­nahme des Medi­kaments gegen die Schmerzen ver­bessert und be­schleunigt werden. Man wartet deshalb etwa 15 Minuten, bis dieses Medi­kament an seinem Wirk­ort an­gelangt ist, und gibt dann erst das Schmerz­mittel.

Wirksame Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen sind z. B.:

  • Metoclopramid (z. B. Paspertin ®)
  • Domperidon (z. B. Motilium ®)
  • Dimenhydrinat (z. B. Vomex A ®)

Besteht überhaupt keine Übelkeit und kein Erbrechen bei leichten Migräneattacken, kann allein das Schmerzmittel eingenommen werden. Als Schmerzmittel bei leichten Migräneattacken haben sich vier Substanzen bewährt:

  • Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin+C ®)
  • Paracetamol (z. B. ben-u-ron ®)
  • Ibuprofen (z. B. Aktren spezial ®)
  • Phenazon (z. B. Migräne-Kranit ®)

Diese vier Substanzen sind nicht verschreibungspflichtig und können in der Apotheke ohne ärztliches Rezept bezogen werden.

Eine schwere Migräneattacke besteht, wenn sich das zunächst eingesetzte Behandlungsschema für leichte Migräneattacken als nicht ausreichend wirksam erweist. Schwere Migräneattacken liegen jedoch auch dann vor, wenn sehr stark ausgeprägte oder eine Kombination von neurologischen Begleitstörungen der Migräne (Aurasymptome) auftreten. Ferner liegt diese bei langen und häufigen Attacken, häufiger und langer Arbeitsbehinderung oder Unfähigkeit, am sozialen Leben teilzunehmen, vor.

Medikamente der Wahl bei einer schweren Migräneattacke sind die Triptane: Sumatriptan, Naratriptan, Zolmitriptan, Eletriptan, Almotriptan und Frovatriptan. Triptane wirken auch gegen Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Lärm- und Lichtempfindlichkeit. Die zu­sätzliche An­wendung eines Medi­kaments gegen Übel­keit und Er­brechen ist nicht mehr erforderlich.

Eine entscheidende Wirkung der Triptane: Sie blockieren die Freisetzung von Nerven­boten­stoffen, die eine lokale neuro­gene Ent­zündung an den Blut­gefäßen des Gehirns aus­lösen können. Zudem können Triptane während der Migräne­attacke die erhöhte Nerven­aktivität in verschiedenen Gehirn­zentren normal­isieren und erweiterte Kurz­schlüsse zwischen den Arterien und Venen des Gehirns wieder ver­engen, wodurch eine Normal­isierung der Sauer­stoff­versorgung des Gehirns erreicht wird.

  • Triptane dürfen nur nach einer ausreichenden ärztlichen Voruntersuchung einschließlich Blutdruckmessung und Elektro­kardio­gramm sowie in­dividueller Beratung ein­gesetzt werden. Dies gilt auch und gerade für den erst­maligen Ein­satz in der Not­fall­situation bei schweren Migräne­attacken
  • Sie dürfen nicht eingesetzt werden, wenn ein medi­kamenten­induzierter Dauer­kopf­schmerz oder Gegen­anzeigen bestehen, wie z. B. nach Herz­infarkt, nach Schlag­anfall, anderen Gefäß­erkrankungen, Blut­hoch­druck, Leber- oder Nieren­erkrankungen
  • Nehmen Sie Triptane erst ein, wenn die Kopfschmerzphase beginnt , dann aber so früh wie möglich. Während der Aura­phase sollten diese Wirk­stoffe nicht verab­reicht werden. Gefäß­verengende Wirk­stoffe wie Triptane können in dieser Phase zu einer Ver­stärkung der Symptome führen
  • In keinem Fall dürfen Triptane in Verbindung mit den früher häufig eingesetzten Ergo­taminen ver­abreicht werden, da sowohl Ergotamine als auch Triptane zu einer Gefäßverengung führen
  • Da die Triptane nur eine begrenzte Wirkzeit haben, treten bei einigen der be­handelt­en Patient*innen nach Ab­klingen der Wirk­zeit erneut Migräne­symptome auf. Dieser so genannte Wieder­kehr­kopf­schmerz lässt sich aber mit einer erneuten Dosis erfolg­reich behandeln. Wichtig: Dies bedeutet nicht, dass die Migräne­attacke auf­geschoben oder verlängert wird! Es gilt die Faust­regel, dass die Dosis einmal pro Tag wieder­holt werden kann. Wenn Sie an einem Tag mehr als zwei­mal zu dem Medikament greifen, sollten Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin ein neues Therapie­konzept er­arbeiten, das zu einer besseren Wirk­sam­keit führt. Es empfiehlt sich dann die Wahl eines lang wirkenden Triptans, wie z. B. Almotriptan, Naratriptan oder Frovatriptan. Auch die Kom­bination mit einem lang wirk­samen so genannten COX-2-Hemmer kann die Wahr­schein­lich­keit für das Auf­treten von Wieder­kehr­kopf­schmerzen reduzieren
  • Unabhängig von der Höhe der Dosis sollten Sie das Mittel pro Monat an nicht mehr als zehn Tagen einnehmen , da sonst die Gefahr eines medi­kamenten­indu­zierten Dauer­kopf­schmerzes besteht
  • Patient*innen mit einer hohen Attackenfrequenz sind oft unsicher, ob sie bei Beginn der Kopfschmerzen bereits das Triptan einnehmen sollen. Aus diesem Grunde wurde eine Checkliste , die so genannte Triptanschwelle, entwickelt, mit deren Hilfe man den genauen Einnahmezeitpunkt individuell ermitteln kann
  • Triptane sollten nur bis zu einem Alter von 65 Jahren verabreicht werden. Es liegen mittlerweile auch Studien für den Einsatz von Sumatriptan bei Jugendlichen zwischen dem 12. und 18. Lebensjahr vor. Diese ergaben kein erhöhtes Risiko in dieser Altersgruppe. Bei Kindern unter 12 Jahren sollten Triptane allerdings nicht verabreicht werden
  • Typische Nebenwirkungen der Triptane sind ein leichtes, allgemeines Schwächegefühl und ein ungerichteter Schwin­del, Miss­empfindungen, Kribbeln, Wärme- oder Hitze­gefühl und leichte Übel­keit. Sehr selten kann auch ein Enge­gefühl im Brust- sowie Hals­bereich auftreten. In aller Regel sind die Neben­wirkungen mild und ver­schwinden von selbst wieder

Der Kopfschmerz vom Spannungstyp

Der Kopfschmerz vom Spannungstyp ist ein dumpfdrückender Kopfschmerz, der meist beide Kopfhälften betrifft. Es ist der häufigste Kopfschmerztyp. Die durchschnittliche Schmerzstärke wird mit leicht bis mittelstark angegeben. Übelkeit oder Erbrechen treten nicht auf. Licht- oder Lärm­über­empfind­lich­keit sind nicht vor­handen oder nur wenig aus­geprägt. Dieser Kopf­schmerz tritt häufig episodisch, also nur zu bestimmten Zeiten, auf.

Er kann aber auch chronisch, das heißt über lange Zeit oder sehr häufig, vorhanden sein. Bei 3 Prozent der deutschen Bevölkerung besteht ein solcher Kopfschmerz nahezu täglich. Chronisch ist dieser Kopfschmerz zu nennen, wenn er innerhalb eines halben Jahres mindestens an 15 Tagen pro Monat bestand. Gerade die chronische Form geht mit einem ausgeprägten Leidensdruck einher und beeinträchtigt alle Bereiche des Lebens. Die Diagnose eines Kopfschmerzes vom Spannungstyp wird gestellt, indem der Arzt/die Ärztin prüft, ob die vom Patienten bzw. von der Patientin geschilderten Kopfschmerzen den folgenden definierten Kriterien entsprechen. Die körperliche und die neurologische Untersuchung müssen vollkommen regelgerecht sein.

Diagnostische Kriterien des episodischen Kopfschmerzes

Kopfschmerzdauer und Häufigkeit:

  • bei unbehandeltem Verlauf 30 Minuten bis 7 Tage; an weniger als 15 Tagen im Monat auftretend

Schmerzcharakteristika (mindestens zwei):

  • drückend bis ziehend, nicht pulsierend
  • leichte bis mittelstarke Intensität, übliche Aktivitäten werden nicht nachhaltig behindert
  • beidseitiger Kopfschmerz
  • körperliche Aktivität verstärkt den Kopfschmerz nicht

Weitere Bedingungen:

  • keine Übelkeit, kein Erbrechen

Von folgenden zwei Symptomen maximal eins:

  • Lichtüberempfindlichkeit
  • Lärmüberempfindlichkeit

Ausschluss symptomatischer Kopfschmerzen:

  • durch ärztliche Untersuchung

Eine einheitliche Verursachung besteht nicht!

Spannungskopfschmerzen - Ursachen

Die genauen Abläufe bei der Entstehung des Kopfschmerzes vom Spannungstyp sind bisher nicht geklärt. Viele For­scher*innen gehen davon aus, dass keine ein­heit­liche Ver­ur­sachung an­zu­nehmen ist.

Störung der körpereigenen Schmerzabwehrsysteme

Untersuchungen weisen darauf hin, dass bei Kopfschmerzen vom Spannungs­typ eine Störung des körper­eigenen Schmerz­abwehr­systems besteht. Schmerz­empfindungen ent­stehen nicht nur durch Ein­wirkungen von außen, sondern das Gehirn kann selbst­ständig re­gulieren, wie viele Schmerz­infor­mationen ein­gelassen und bewusst werden. Solche Steuerungs­vorgänge gibt es prinzipiell bei allen Sinnes­organen.

Beim Hören sind entsprechende Mechanismen tätig. Liest man z. B. konzentriert in einem Straßencafé ein Buch, kann das Gehirn die gesamte Aufmerksamkeit auf den Inhalt des Buches lenken, der umgebende Verkehrslärm ist völlig ausgeblendet. Diese Schmerzfilter werden im Hirnstamm angenommen. Die Steuer­ung erfolgt über Boten­stoffe, die diese öffnen und schließen können. Als besonders wichtiger Boten­stoff wird das in Speichern an­gelegte Serotonin an­gesehen, das damit ständig für die Re­gulation der Filter zur Ver­fügung steht. Bestehen kurz­zeitige, außer­ge­wöhnliche Be­lastungen für den Or­ganismus, kann es vor­über­gehend zu einem zu starken Ver­brauch der Boten­stoffe kommen. Solche Belastungen können z. B. besonderer körper­licher oder psychisch­er Stress sein. Die Schmerz­infor­mationen aus den Muskeln müssen per­manent re­guliert werden, und ein über­mäßiger Ver­brauch der Nerven­boten­stoffe im Gehirn ist die Folge. Auch zu wenig Schlaf kann für die Be­schwerden ver­antwortlich sein.

In diesen Situationen liegt ein vor­über­gehender Mangel an Nerven­boten­stoffen vor, die die Schmerz­filter normaler­weise steuern. Die Folge ist eine vor­über­gehend zu starke Öffnung der Filter und ein dadurch verur­sachtes un­gesteuertes Ein­strömen der Schmerz­in­formationen in das Gehirn. Ruhe und Ent­spannung führen zu einem reduzierten Verbrauch und einer un­gestörten Nach­produktion. Die Speicher können sich wieder auffüllen, und eine normale Re­gulation kann sich wieder einstellen.

Problematik von Schmerzmitteln

Schmerzmittel können die kurzzeitige Erschöpfung durch verstärkte Aktivierung der Nervenbotenstoffe ausgleichen. Die ständige Einnahme hat eine permanente Aktivierung der Nervenbotenstoffe zur Folge, und es kommt zu einem kontinuierlich starken Verbrauch. Die Folgen sind ein dauer­haft­er Mangel an Nerv­en­boten­stoffen und ein ständiger Kopf­schmerz, der medi­kamenten­induzierte Dauer­kopf­schmerz. Erst nach einem mehr­tägigen Ent­zug der Schmerz­mittel und einer Zeit zur Neu­bildung der Boten­stoffe können die Schmerz­filter wieder normal arbeiten, nachdem die Speicher auf­gefüllt wurden.

Beim chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp ist der vorübergehende Mangel an Nervenbotenstoffen in einen dauernden übergegangen. Die Folge ist ein permanenter, zumeist täglicher Kopfschmerz.

Schmerzabwehrstörungen im Überblick

  • Bei manchen Patient*innen findet sich keine Ursache. Möglicherweise kann ein verstärkter Verbrauch der Nervenbotenstoffe verantwortlich sein, ebenso ein zu langsames Neubilden. Es ist möglich, dass diese spezifische Eigenart ein angeborenes Charakteristikum ist.
  • Funktionsstörungen des Kau­apparat­es gehen mit einem hohen Verbrauch von Boten­stoffen einher. Solche Stör­ungen machen sich bemerk­bar durch Kiefer­gelenk­geräusche bei Be­wegungen des Kiefers, ein­geschränkte Beweglich­keit oder Schmerzen bei Be­wegungen, Zähne­knirschen oder permanentes starkes Zusammen­beißen der Zähne.
  • Verschiedenste psychosoziale Stresssituationen können mit Kopfschmerzen vom Spannungstyp einhergehen. Dazu zählen partnerschaftsbezogener und familiärer Stress, Stress im Beruf, finanzieller Stress, Stress bei körperlichen Erkrankungen oder Verletzungen und Stress bei Entwicklungskonflikten (Pubertät ...).
  • Angst vor Gefahren geht mit einer erhöhten Aktivierung und Arbeits­bereitschaft des Körpers einher. In dieser Situation werden die oben be­schriebenen Nerven­boten­stoffe besonders stark ver­braucht. Zu unter­scheiden sind Existenz­ängste (z. B. Todesangst), Leistungsangst (z. B. Prüfungen) und soziale Angst (z. B. Schüchternheit).
  • Es gibt viele Hinweise, dass Depressionen ebenfalls durch eine Störung von Nervenbotenstoffen im Gehirn entstehen. Tatsächlich sind bestimmte Medikamente gegen Depressionen, die die verbrauchten Botenstoffe wieder verstärkt zur Verfügung stellen, auch beim chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp wirksam.
  • Muskulärer Stress wird z. B. durch ungünstige Arbeitspositionen oder schlechte Betteinrichtungen verursacht. Er kann jedoch auch durch einen Mangel an Schlaf oder Ruhepausen mit Entspannung bedingt sein.
  • Wie oben beschrieben, führt eine zu häufige Einnahme von Schmerz- oder Beruhigungsmitteln ebenfalls zu einer Störung der Schmerzfilter und kann Beschwerden im Sinne eines Kopfschmerzes vom Span­nungs­typ bewirken. Schwellen­mengen für die Ent­stehung eines medi­kamenten­indu­zierten Kopf­schmerzes liegen bei täglicher Ein­nahme z. B. von drei Tabletten ASS oder Paracetamol.
Frau sitzt angespannt und mit Kopfschmerzen auf ihrem Sofa.

Was kann man gegen Spannungskopfschmerzen tun?

Nichtmedikamentöse Verfahren

Ähnlich wie bei der Migräne spielen Entspannungsverfahren wie die Mus­kel­ent­spannung nach Jacobsen eine ent­schei­den­de Rolle in der Vor­beu­gung von Kopf­schmerzen vom Span­nungs­typ. Kurse für Ent­span­nungsver­fahren bieten die örtlichen Volks­hoch­schulen an. Mit Hilfe von On­line-An­geboten können diese Ver­fahren auch selbst­ständig er­lernt werden. Auf­grund der großen emo­tionalen Be­ein­flus­sung des Kopf­schmerzes vom Span­nungstyp ist es von besonderer Be­deut­ung, dass Pa­tient*innen in der Lage sind, ihre Emo­tionen, Ängste und psycho­sozialen Situationen zu kontrol­lieren. Ein Stress­bewältigungs­training kann hier einen guten Beitrag leisten.

Krankengymnastik und Physiotherapie, lokale Anwendung von Wärme und das Auftragen ätherischer Öle (Pfefferminzöl) können ebenso wie Arbeitsplatz- oder Schlafplatzveränderungen helfen, mus­ku­lären Stress ab­zu­bauen. Be­stehen Begleit­er­krankungen wie Kiefer­er­krank­ungen oder psychiatrische Stör­ungen wie Depres­sionen, sollte die Be­handlung ur­sächlich durch die betref­fenden Spezialist*innen er­folgen.

Akute Kopfschmerzen - Tipps zur Behandlung

Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen und Naproxen sind Schmerz­mittel mit guter Wirk­sam­keit zur Behandlung akuter Kopf­schmerz­episoden. Die Ein­nahme sollte jedoch im Monat nicht häufiger als an zehn Tagen er­folgen, um der Ent­steh­ung von medi­kamenten­indu­zierten Kopf­schmerzen entgegen­zu­treten. Eine sehr gute Alternative ist das groß­flächige Auf­tragen von Pfeffer­minzöl (z. B. Euminz N ® ) im Bereich der schmerz­haften Kopf­partien. Die Wirk­sam­keit ist ver­gleich­bar mit der von Schmerz­mitteln. Weitere Tipps zur Be­handlung von akuten Kopf­schmerzen, lesen Sie im Folgenden.

Zur vorbeugenden Behandlung des Kopfschmerzes vom Spannungstyp haben sich so genannte trizyklische Antidepressiva besonders bewährt. Diese Substanzen führen bei regel­mäßiger Ein­nahme zur Wieder­auf­fül­lung er­schöpft­er Boten­stoff­speicher und helfen damit, die körper­eigen­en Schmerz­regulations­systeme in ihrer Funktion zu normal­isieren. Wirk­same Sub­stanzen sind die trizyklischen Ant­idepressiva:

  • Amitriptylin (z. B. Saroten ® )
  • Clomipramin (z. B. Anafranil ® )
  • Doxepin (z. B. Aponal ® )
  • Trimipramin (z. B. Stangyl ® )

Antidepressiva werden nicht zur Behandlung der akuten Kopf­schmerz­episoden, sondern zu deren Vor­beu­gung ver­wendet. Aus diesem Grunde ist eine regel­mäßige Ein­nahme über einen fest­gelegten Zeit­raum, meist sechs bis neun Monate, er­forderlich. Die medi­kamentöse Vor­beugung kann jedoch nur ein Bau­stein des Gesamt­konzepts einer erfolg­reichen Therapie des Kopf­schmerzes vom Span­nungstyp sein.

Die genannten Methoden der Vorbeugung ohne Medikamente sind bei vielen Menschen äußerst effektiv und sollten unbedingt immer zuerst genutzt werden. Wenngleich sie oft die Häufigkeit und Schwere der Kopfschmerzen reduzieren – ein Leben ganz ohne Kopfschmerzmittel können sie meist nicht garantieren. Es ist deshalb von zentraler Bedeutung, dass der Patient/die Patientin ge­nau weiß, wie er welche Medi­kamente ein­nehmen sollte und worauf er dabei be­sonders achten muss. Schmerz­mittel können selbst zu Kopf­schmerzen führen, wenn sie falsch ein­ge­nommen werden.

Bei zu häufigem Gebrauch von Medi­ka­menten zur Be­hand­lung von Kopf­schmerzen kann ein so ge­nannter medi­ka­ment­en­indu­zierter Kopf­schmerz ent­stehen. Es handelt sich dabei um einen dif­fusen und pulsierend­en Dauer­kopf­schmerz ohne die typischen Begleit­symptome der Migräne. Der Verdacht, dass die Kopf­schmerz­be­hand­lung selbst die Kopf­schmerzen aus­löst, muss immer dann er­wogen werden, wenn

  • Kopfschmerzmedikamente länger als drei Monate an mehr als zehn Tagen pro Monat eingenommen werden,
  • mehr als 15 Kopfschmerztage pro Monat bestehen und
  • eine Kopfschmerzbesserung innerhalb von zwei Monaten nach einer Einnahmepause auftritt

Die wenigsten Menschen kommen auf die Idee, dass ihr Kopfschmerz durch die regelmäßige Einnahme von Kopfschmerzmedikamenten in seiner Häufigkeit, Hartnäckigkeit und Dauer zugenommen haben könnte. Im Gegenteil versuchen die Betroffenen sogar ständig, das eine Medikament zu finden, das all ihre Beschwerden löst. Aus diesem Grunde werden sehr häufig die Medikamente gewechselt und neue Substanzen ausprobiert. Häufig besteht auch Angst vor wirksamen Medikamenten, in der Annahme, dass das, was gut wirkt, auch stark sein muss. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Potente Migränemittel wirken wie ein Sicher­heits­schlüssel ohne viel Kraft in einem Sicher­heits­schloss, sie sind ver­träg­licher als häufig ein­genom­mene so ge­nannte "milde" Schmerz­mittel.

Unmittelbarer Grund für die kon­ti­nu­ier­liche Medi­ka­menten­ein­nahme ist der Ent­zugs­kopf­schmerz, der mit dem Nach­lassen der Medi­kamenten­wirkung ein­setzt. Bei den meisten Pa­tient*innen ist dieser Kopf­schmerz von mit­tler­er bis starker Inten­sität. Er wird von Übel­keit, Er­brechen, Angst und Un­ruhe, Kreis­lauf­störungen, Schwindel und teil­weise sogar Fieber be­gleitet. Die Ein­nahme von ein bis zwei Tablet­ten be­hebt häufig diese Qual – leider nur vor­über­gehend für die nächsten Stunden – und führt gleich­zeitig dazu, dass die Symptome von Mal zu Mal lang­sam, aber stetig schlim­mer werden.

Bei einem medi­ka­menten­in­du­zierten Dauer­kopf­schmerz wird heute eine so ge­nannte Medi­ka­menten­pause durch­geführt. Eine Medi­ka­ment­en­pause muss ge­geben­en­falls stationär durch­geführt werden, da die häufig auf­tretenden so genan­nten Rebound- oder Um­stel­lungs­kopf­schmerzen während der Medi­ka­menten­pause zu Hause zu einer er­neuten Schmerz­mittel­ein­nahme führen können. In der Be­handlung durch spe­zi­alisierte Ärzte bzw. Ärztinnen oder Kliniken wird die Dauer­ein­nahme der Kopf­schmerz­medi­kamente von einem auf den nächsten Tag ab­gebrochen. Zur Be­seitigung des darauf ein­setzenden Um­stel­lungs­kopf­schmerzes erhält der Patient/die Patientin Medi­kamente, welche die ver­brauchten Boten­stoffe wieder ver­mehrt zur Ver­fügung stellen.

Begleitend werden dem Pa­tienten/der Patientin in einem ver­haltens­medi­zinischen Pro­gramm Kon­zepte vermit­telt, um den Kopf­schmerzen durch nicht­medi­ka­mentöse Maß­nahmen vor­zu­beugen. Darüber hinaus lernt der Pa­tient/die Patientin selbst­ver­ständ­lich auch den an­ge­messenen Um­gang mit Kopf­schmerz­medi­kamenten, so dass der/die Be­trof­fene an­schließ­end in der Lage ist, Medi­ka­mente ge­zielt und richtig do­siert ein­zu­setzen. Der Schwer­punkt liegt jedoch auf der ver­halt­ens­medi­zinischen Vor­beu­gung der Kopf­schmerzen ohne Medi­kamente.

Wenn Sie folgende kritische Schwel­len be­achten, können Sie medi­kamenten­indu­zierten Kopf­schmerzen weit­gehend vor­beugen:

Schwelle Nr. 1: Zeitliches Ein­nahme­ver­halten

Nehmen Sie Kopfschmerzmittel an nicht mehr als zehn Tagen pro Mo­nat ein.

Schwelle Nr. 2: Kopfschmerzhäufigkeit

Versorgen Sie sich nicht selbst mit Medikamenten, wenn Sie an mehr als zehn Tagen pro Monat Kopf­schmerz­en haben. Gehen Sie zum Arzt bzw. zur Ärztin!

Schwelle Nr. 3: Analgetikazubereitung und -art

Nehmen Sie keine Medikamente mit zwei oder mehr Wirkstoffen ein (und keine Opioidanalgetika bei Migräne oder Kopfschmerz vom Span­nungs­typ). Das Hin­zu­fügen von Sub­stanzen zu den eigent­lichen Wirk­stoffen des Schmerz­mit­tels (hin­zu­gefügt werden beispiels­weise Codein, Coffein, Ethenzamid, Thiamin, Chinin, Salacetamid und andere) verstärkt nicht deren Wirk­sam­keit gegen Kopf­schmerzen, erhöht je­doch das Neben­wirkungs­ri­siko und die Ge­fahr psychisch­er Ge­wöhn­ung.

Fazit

Grundsätzlich gilt: Kopfschmerzen lassen sich durch gute Vor­beu­ge­maß­nahmen und durch eine gute Be­hand­lung re­du­zieren, wenn nicht sogar ver­meiden. Die Be­wälti­gung von Stress oder Ängsten leistet einen Beitrag, Kopf­schmerzen vom Span­nungs­typ zu re­du­zieren. Auch Vor­beu­ge­maß­nahmen wie Yoga, Thai Chi oder pro­gres­sive Muskel­relax­ation, sowie ein regel­mäßiger Tages­ab­lauf können helfen, Migräne­an­fäl­le zu ver­meiden. Zur Be­hand­lung von Kopf­schmerzen greifen viele Menschen zu Schmerz­mit­teln, doch dabei gilt Vorsicht: Schmerz­mit­tel sollten erst nach Aus­schöpfen aller übrigen Mittel An­wendung finden, da eine zu häufige Schmerz­mittel­einnahme beispiels­weise Dauer­kopf­schmerzen hervor­rufen kann!

Sollten Sie länger bzw. öfter unter Kopfschmerzen oder einem Mi­gräne­anfall leiden, suchen Sie un­be­dingt einen Arzt bzw. eine Ärztin auf.

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