Die Migräne ist die häufigste Kopfschmerzform, die Patient*innen zum Arzt bzw. zur Ärztin führt. Typisch ist der so unverständliche Wechsel zwischen schlimmsten Schmerzen, quälenden Begleitsymptomen und allgemeinem Krankheitsgefühl während der Migräneattacke und dem völligen Wohlbefinden zwischen den Attacken. Die Migräne unterscheidet sich in ihrem Schmerzbild deutlich vom Kopfschmerz vom Spannungstyp.
Wie läuft eine Migräneattacke ab?
Beginn mit Vorwarnsymptomen: Viele der betroffenen Menschen bemerken bis zu zwei Tage vor Beginn des Migräneanfalls erste Anzeichen für den kommenden Migräneanfall. Solche Vorwarnzeichen sind z. B. Heißhunger nach bestimmten Speisen, Verstimmung, häufiges Gähnen, verstärkte Aktivität oder Müdigkeit.
Die Vorstufe der Migräneattacke: die Auraphase
Bei einigen der Betroffenen beginnt der eigentliche Migräneanfall mit neurologischen Störungen, einer Migräneaura. Die Auraphase tritt zeitlich meist vor der eigentlichen Kopfschmerzphase auf. Am häufigsten finden sich Auren in Form von einseitigen Sehstörungen. Flimmererscheinungen, Zickzacklinien mit farbigen Randzacken. Grell blendende oder schwarze Flecken im Gesichtsfeld sind typische Beispiele. Auren können aber auch in Form von Kribbelmissempfindungen oder Taubheitsgefühlen auftreten, die sich häufig von den Fingerspitzen hoch zur Schulter und weiter zum Gesicht ausbreiten.
Gerade diese langsame Ausbreitung der einzelnen Aurasymptome über mehrere Minuten hinweg ist das Charakteristische für Migräneauren. Die Symptome treten nicht wie beim Schlaganfall schlagartig in ihrer vollen Ausprägung auf. Alle Auraformen, auch Lähmungen und Sprachstörungen, halten meist weniger als 60 Minuten an und bilden sich komplett zurück. Selten sind Auren von über 60 Minuten Länge, die dann als verlängerte (oder prolongierte) Auren bezeichnet werden. Die Migränekopfschmerzen folgen spätestens nach einer Stunde. Gerade die Aura kennzeichnet die Migräne als neurologisches Krankheitsbild.
Die Hauptphase der Migräne: die Kopfschmerzphase
Die Kopfschmerzphase während der Migräne ist charakterisiert durch einen typischerweise einseitig auftretenden Kopfschmerz, wobei jede Region des Kopfes betroffen sein kann. Häufig zieht der Kopfschmerz während der Attacke auch umher. Der Kopfschmerz wird als pulsierend, hämmernd oder pochend verspürt. Jeder Pulsschlag verstärkt den Kopfschmerz. Der Kopfschmerz während der Migräneattacke hat eine so starke Intensität, dass Arbeits- oder Freizeitaktivitäten behindert oder komplett unmöglich gemacht werden.
Körperliche Belastungen wie z. B. Bücken oder Treppensteigen verstärken die Kopfschmerzen. Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Erbrechen sind charakteristische Begleitstörungen. Zusätzlich können Reizstörungen anderer Sinnesorgane auftreten wie z. B. Lärm-, Licht- oder Geruchsüberempfindlichkeit. Die Betroffenen legen sich typischerweise in ihr Bett, ziehen die Vorhänge zur Verdunklung zu und erbitten Ruhe. Die Beschreibung der Beschwerden durch den Betroffenen/die Betroffene versetzt den Arzt bzw. die Ärztin in die Lage, anhand bestimmter Kriterien die Diagnose einer Migräne zu stellen.
Diagnostische Kriterien der Migräne ohne Aura
Kopfschmerzdauer, unbehandelter Verlauf:
Kopfschmerzcharakteristika (mindestens zwei):
- einseitiger Kopfschmerz
- pulsierender Charakter
- mittelstarke bis starke Schmerzintensität, erhebliche Behinderung der Tagesaktivität
- Verstärkung bei körperlicher Aktivität
Begleitphänomene (mindestens eins):
- Übelkeit und/oder Erbrechen
- Lichtüberempfindlichkeit
- Lärmüberempfindlichkeit
Attackenanzahl:
- wenigstens fünf vorangegangene Attacken
Ausschluss symptomatischer Kopfschmerzen:
- durch ärztliche Untersuchung