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Das schöne Wetter lädt zu einem Ausflug in den Wald oder zum Spielen auf der Hundewiese ein. Doch plötzlich eine ungünstige Bewegung und Ihr treuer Begleiter humpelt. Er möchte mit einem Hinterbein nicht mehr auftreten. Offenbar tut das Bein ziemlich weh. Der Termin in der Tierarztpraxis des Vertrauens am nächsten Tag ergibt die Diagnose "Kreuzbandriss". Nun ist eine OP unumgänglich. Erfahren Sie hier, was es mit dem Kreuzbandriss beim Hund auf sich hat. Wie erkennen Sie die Symptome? Und wie wird der Kreuzbandriss behandelt?
Inhaltsverzeichnis
In jedem Kniegelenk gibt es ein vorderes und ein hinteres Kreuzband. Der Riss des vorderen Kreuzbandes zählt zu den häufigsten orthopädischen Erkrankungen des Hundes am Bewegungsapparat. Er kommt etwa fünfmal häufiger vor als bei uns Menschen. Bei uns kennt man den Kreuzbandriss ja vor allem als typische Sportverletzung. Die Anatomie des Kniegelenks ist bei Hund und Mensch zwar grundsätzlich recht ähnlich, dennoch unterscheidet sich die Entstehung eines Kreuzbandrisses bei beiden deutlich.
Das Kniegelenk des Menschen befindet sich in der Regel im gestreckten Zustand. Das liegt am aufrechten Gang mit durchgestreckten, geraden Beinen. Im Gegensatz dazu ist die Hintergliedmaße des Hundes immer angewinkelt. Darüber hinaus ist die Oberfläche des Unterschenkelknochens beim Hund leicht geneigt. Gäbe es keine Kreuzbänder im Knie, würde der Oberschenkelknochen somit am Unterschenkel vorbei nach vorne gleiten. Diese Bewegung wird durch ein stabiles vorderes Kreuzband verhindert. Allerdings erzeugt diese Mechanik einen ständigen Zug auf das vordere Kreuzband. Es muss also sowohl im Stand, als auch vor allem in Bewegung eine ganze Menge aushalten. Die ohnehin schon hohe Belastung in Kombination mit unglücklichen Bewegungen oder einem Unfall kann so recht schnell zu einem Kreuzbandriss führen.
Wie im vorherigen Abschnitt geschildert, müssen die Kreuzbänder in den Kniegelenken tagtäglich viel aushalten. Hinzu kommen Probleme, wenn beispielsweise die Winkelung des Knies von der gesunden Norm abweicht. Dies kann unter anderem an der Rasse des betroffenen Hundes liegen oder mit Problemen im Wachstum zusammenhängen. Je stärker die Winkelung des Knies vom Normalfall abweicht, umso mehr Belastungen müssen die Kreuzbänder aushalten. Diese dauerhafte Überlastung erhöht das Risiko für Verletzungen. Übergewicht ist ein zusätzlicher Risikofaktor. Da dies mittlerweile ein weit verbreitetes Problem darstellt, steigt somit auch die Gefahr für das Auftreten eines Kreuzbandrisses.
Grundsätzlich kann jeder Hund von einem Riss des Kreuzbandes betroffen sein, da jeder Hund zwei Kniegelenke hat. Auch bei uns Menschen können bekanntlich nicht nur Profi-Fußballer*innen einen Kreuzbandriss erleiden. Selbst bei unglücklichen Bewegungen im privaten Umfeld können die Kreuzbänder reißen, auch wenn die Gefahr hierfür vergleichsweise gering ist. Die größten Risikofaktoren beim Hund sind:
Studien belegen zudem ein erhöhtes Risiko für Kreuzbandrisse bei kastrierten Hündinnen.
Bei großen und schweren Rassen mit einem Körpergewicht von mehr als 25 oder 30 kg tritt ein Kreuzbandriss deutlich häufiger auf. Kleinere Rassen können selbstverständlich auch einen Kreuzbandriss erleiden, wie zuvor bereits beschrieben. Bei diesen liegt aber nicht selten bereits eine Instabilität der Kniescheibe vor. Bei der sogenannten Patellaluxation liegt die Kniescheibe nicht in der richtigen Position beziehungsweise kann herausspringen. Das sorgt für eine zusätzliche Instabilität des Knies, die zu einer umso stärkeren Belastung der Kreuzbänder führen kann.
Einige Rassen sind statistisch gesehen häufiger von Kreuzbandrissen betroffen. Dazu zählen:
Aber keine Sorge! Das bedeutet natürlich noch lange nicht, dass zwingend jeder Hund einer solchen Rasse irgendwann mal einen solchen erleidet! Es geht hier lediglich um das gehäufte Auftreten von Kreuzbandrissen.
Die Symptome bei einem angerissenen oder vollständig gerissenen Kreuzbandriss sind sehr unterschiedlich. Oftmals haben die Besitzerin oder der Besitzer einen Unfall beobachtet, nach dem der Hund dann stark lahmt. Nicht selten ist der Hund beim Spielen auf der Wiese in ein Loch getreten oder nach dem Springen falsch auf dem Boden aufgekommen. Allerdings können auch vermeintlich harmlose oder normale Bewegungen einen Kreuzbandriss auslösen. Erschwerend können Vorschädigungen im Knie hinzukommen (beispielsweise Arthrosen). Diese können die Entstehung eines Kreuzbandrisses begünstigen.
Eine Besonderheit gibt es bei größeren Hunden. Hier liegt oftmals eine andere Symptomatik vor. Betroffene Hunde zeigen eine sogenannte "Anlauflahmheit“. Diese kann nach einigen Schritten wieder komplett verschwinden. Dies kann dazu führen, dass Besitzerin oder Besitzer dem Problem anfangs keine größere Bedeutung beimessen. Viele Hunde mit komplett gerissenem Kreuzband belasten das betroffene Bein im Laufen gar nicht mehr. Sie laufen also dreibeinig. Auch kommt es nicht selten zu einem abnormalen Abspreizen des betroffenen Beins im Sitzen. Dies ist für den Hund angenehmer und weniger schmerzhaft.
In vielen Fällen bessert sich der Zustand in den ersten Tagen etwas, ehe es wieder schlimmer wird. Dies ist allerdings vom Schweregrad der Schädigung im Knie und auch dem individuellen Schmerzempfinden des Hundes abhängig. Hinzu kommt, dass bei sehr muskulösen Hunden die Muskulatur der Hintergliedmaße das geschädigte Knie stabilisiert. Man sieht daher, dass die Ausprägung der Symptome sehr unterschiedlich sein kann und nicht unbedingt in einem direkten Verhältnis zur wirklichen Schädigung des Knies stehen muss.
Die Schädigung im Knie führt allerdings unbemerkt und vor allem unbehandelt über kurz oder lang zu Folgeschäden im Knie bis hin zu Gelenksarthrosen. Insofern empfiehlt sich auch in solchen Fällen zumindest immer eine Abklärung der Lahmheitsursache durch die Tierärztin oder den Tierarzt.
Je nach Schweregrad der Symptome und dem damit verbundenen Leidensdruck sollte der Hund zeitnah in der Praxis eines Tierarztes oder einer Tierärztin vorgestellt werden. Erfahrene tierärztliche Kolleg*innen können zumeist schnell und mit wenig Aufwand eine Diagnose stellen. Ist das vordere Kreuzband gerissen, lässt sich anhand des sogenannten "Schubladen-Tests" eine unnatürliche Beweglichkeit von Ober- gegen Unterschenkel feststellen. Auch andere Untersuchungsmethoden und vor allem das Gang- und Bewegungsbild des Hundes in Kombination mit einem möglichst detaillierten Vorbericht führen meist recht schnell zu einer eindeutigen Diagnose. In eindeutigen Fällen sind somit für die Diagnosestellung nicht einmal Röntgenbilder notwendig. Diese werden allerdings oft angefertigt, um das Ausmaß der Schädigungen im Kniegelenk zu dokumentieren. Dies kann gegebenenfalls Auswirkungen auf die Wahl der Operations-Methode und des -Zeitpunkts haben. Auch die Nachsorge ist hiervon betroffen.
Dann heißt es: Wann wird operiert?
Je nach Leidensdruck kann ein betroffener Hund durchaus noch einige Tage oder sogar Wochen mit einem Kreuzbandriss herumlaufen. Nach Diagnosestellung empfiehlt sich aber ohne jeden Zweifel die möglichst rasche Vereinbarung eines Operations-Termins, damit Folgeschäden am Gelenk so gering wie möglich gehalten werden. Auch kann eine Fehlbelastung über längere Zeiträume zu Schäden am Rest des Bewegungsapparates führen. Dies ist vor allem an den Hüften und dem gesunden Kniegelenk, aber im Verlauf der Zeit auch an den Vordergliedmaßen zu beobachten.
Zudem wird die Wartezeit bis zum Operations-Termin oftmals mit entzündungshemmenden Schmerzmedikamenten überbrückt, um dem Hund die Schmerzen zu nehmen. Aber: Je länger und je höher dosiert diese Medikamente verabreicht werden, desto eher können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.
Dadurch, dass Kreuzbandrisse bei Hunden sehr häufig auftreten, sind mittlerweile weit mehr als 100 verschiedene Operationstechniken beschrieben. Oftmals ist die Wahl der Methode aber nicht nur vom Schweregrad der Knieschädigung, sondern vielmehr von der Größe beziehungsweise dem Körpergewicht des betroffenen Hundes abhängig. Sind sogar beide Knie gleichzeitig betroffen, neigen Hunde dazu das operierte Knie zu früh wieder zu belasten. Dies kann den Erfolg der chirurgischen Versorgung gefährden und neue Probleme nach sich ziehen. Generell ist die Komplikationsrate höher, je größer und schwerer der betroffene Hund ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei sehr schweren Hunden früher oder später beide Knie betroffen sind, liegt statistisch bei immerhin rund 40 Prozent.
Aber Achtung, auch hier gilt: Nicht jeder große, schwere Hund wird auch zwingend einen Kreuzbandriss erleiden! Ebenso bleibt ein einseitiger Kreuzbandriss bei großen Hunden oft ein einmaliges, unglückliches Ereignis und führt nicht unweigerlich zu einem weiteren Kreuzbandriss im anderen Knie.
Bei kleinen Hunden genügt zur Stabilisierung des betroffenen Knies häufig der sogenannte Bandersatz, eine Art Kreuzbandprothese, die das gerissene Kreuzband und dessen mechanische Funktion im Gelenk ersetzt. Eine gängige Methode ist die sogenannte "Laterale Fadenzügelung", die nicht nur bei kleinen Hunden, sondern auch bei Katzen in Kombination mit einer Kapselraffung angewandt wird.
Die am häufigsten eingesetzten Methoden neuerer Art, die vor allem bei mittelgroßen und großen Hunden zum Einsatz kommen, verändern die Biomechanik des Kniegelenkes und führen so zu einer funktionellen Stabilisierung des Gelenks. Zu nennen sind hier die Tibial Tuberosity Advancement- (TTA) und die Tibia Plateau Leveling Osteotomy-Methode (TPLO).
Welche Methode die für den betroffenen Hund geeignete ist, wird die behandelnde Tierärztin bzw. der behandelnde Tierarzt individuell entscheiden. Dies kann auch davon abhängen, ob noch andere Strukturen im Knie (Menisken oder Seitenbänder) geschädigt sind. Nicht alle Tierärzte beziehungsweise Tierärztinnen führen eine Kreuzbandriss-Operation oder weitere Operationen selber durch. Daher kann es sein, dass man im Einzelfall mit der erhaltenen Diagnose in eine benachbarte, spezialisierte Praxis oder Klinik überwiesen wird.
Die Kosten einer Kreuzbandriss-Operation sind unter anderem abhängig von:
Somit ist die Spanne von einigen hundert bis mehreren Tausend Euro pro operiertem Knie recht groß. Im Durchschnitt und bezogen auf die mittlerweile am häufigsten angewendeten Methoden Tibial Tuberosity Advancement und Tibia Plateau Leveling Osteotomy belaufen sich die Kosten pro OP auf 1500 bis 2200 Euro . Die Kosten können in Einzelfällen jedoch nach oben oder nach unten abweichen. Diese Angaben sind somit nur als grobe, allerdings sehr realistische Richtwerte zu verstehen. Praxen und Kliniken teilen aber vorab mit, wie hoch Kosten für den geplanten Eingriff sein werden.
Die Gothaer Tierkrankenversicherung übernimmt die Kosten für die chirurgische Versorgung von Kreuzbandrissen unabhängig von der gewählten Operations-Methode. Die freie Tierarzt- beziehungsweise Klinikwahl stellt es den Besitzer*innen darüber hinaus frei, wo sie diesen Eingriff durchführen lassen. Unabhängig vom Alter des Hundes fällt bei der Gothaer zudem keine Selbstbeteiligung an. Sofern alle abgerechneten tierärztlichen Leistungen vom Versicherungsumfang gedeckt sind, werden die Kosten im Rahmen der Gothaer Hunde-OP-Versicherung somit voll übernommen.
Eine plötzlich auftretende Lahmheit Ihres Hundes sollte immer von einer Tierärztin oder einem Tierarzt abgeklärt werden. Betrifft diese eine oder beide Hintergliedmaßen, kann es sich immer auch um einen Kreuzbandriss handeln. Natürlich sind auch andere Ursachen möglich. In den allermeisten Fällen ist eine Operation dann unvermeidbar. Leider sind die mittlerweile etablierten Methoden recht teuer: Operations-Kostenschutz und Krankenvollversicherung können hier helfen, damit der treue Begleiter unabhängig von den anfallenden Kosten die beste Behandlung erhält.
Die Tierhalterhaftpflicht schützt Sie zuverlässig vor Schadenersatzansprüchen Dritter bei Schäden, die Ihr Hund oder Ihr Pferd verursacht hat. Darüber hinaus wehrt sie unberechtigte Ansprüche ab.
Mit der Gothaer Tierkrankenversicherung sind Sie und Ihr Hund oder Ihre Katze bei Operationen und Heilbehandlungen finanziell auf der sicheren Seite.