Ernährung: Frau kauft im Supermarkt ein und achtet auf gesunde Produkte.

Einfach, schnell, günstig – industriell herge­stellte Lebens­mittel boomen

Schlauer essen, mehr genießen

Was genau in den einzelnen Lebens­mitteln steckt, ist vielen Menschen gar nicht bewusst. Mit einem schicken Äußeren versucht manch ein Lebens­mittel­hersteller, über minder­wertige Zutaten hinweg zu täuschen. Daher gilt: Sehen Sie genau hin und kaufen natür­liche Produkte statt Fertig­gerichte. Kochen Sie selbst.

Bei uns erhalten Sie wertvolle Tipps, wie Sie gesund ein­kaufen und schlauer essen können. Schaffen Sie mehr Bewusst­sein für Ihre Lebensmittel.

Vorgefertigtes Essen macht dick und führt zu einer Mangelernährung

Ein Zicklein, das auf einem Grashalm kaut. Daneben ein Schriftzug: "Mit mildem Ziegenkäse", wobei die ersten beiden Wörter sehr klein und das letzte sehr groß geschrieben sind - das ist die Aufmachung einer Frisch­käse­verpackung, die man so in jedem Supermarkt finden kann - und die vielen Verbrauchern sauer aufstößt. Denn wer hier erwartet, möglichst Ziegen­käse ohne Kuhmilch zu kaufen, erlebt beim Blick auf die Zutatenliste eine böse Überraschung: 92 Prozent Frischkäse aus Kuhmilch und nur fünf Prozent Ziegenmilch sind enthalten.

Für Menschen mit Milch­eiweiß-Unver­träg­lichkeit ausge­sprochen unange­nehm. Etliche Beschwerden landeten des­wegen bei der Verbraucher­zentrale. Auf deren Internet­portal www.lebensmittelklarheit.de prangern empörte Käufer*innen die Verpackung als "unmöglich" und als "Täuschung" an. Der Hersteller kommentiert dagegen: Die Kenn­zeichnung entspräche "den recht­lichen Vorgaben". Mit anderen Worten: selbst schuld.

Der Frischkäse-Fall ist eines von vielen Beispielen, das zeigt, wie die Lebens­mittel­industrie mit raffinierten Metho­den Verbrau­cher*innen in die Irre führt. Dafür nutzt sie gern einen spe­ziellen Aspekt des Einkaufs­verhaltens aus: die geringe Aufmerk­samkeit der Kund*innen. Durch ein Überan­gebot an Waren bleiben für den genauen Blick oft nur wenige Momente - etwa 1,4 Sekunden pro Produkt. Gelockt wird mit großen Schriften, ansprechen­den Bildern und schicken Ver­packungen, die oft einen falschen Eindruck erzeugen. Unklare recht­liche Grund­lagen mit großen Aus­legungs­spiel­räumen ermög­lichen diese Art der "legalen Täu­schung". Vielen ist gar nicht bewusst, was genau in ihrem Essen steckt - und das hat Folgen. Umso wichtiger ist es, dass Sie gesund einkaufen und bewusst essen.

Verbandslabel stehen für strengere Richtlinien

Bio ist nicht gleich Bio

Das Vertrauen in die Lebens­mittel­industrie schwindet. Grund dafür sind auch die Lebens­mittel­skandale, die regelmäßig an die Öffent­lichkeit kommen. Immer mehr gesund­heits­bewusste Kund*innen suchen ihr Heil in Bio-Produkten, deren Umsatz in den letzten Jahren stark gestiegen ist. Lebens­mittel, die als "Bio" oder "Öko" bezeichnet werden, müssen den Vorschriften der EG-Ökover­ordnung entsprechen. Das bedeutet: Gentechnik, künstliche Dünge- und Pflanzen­schutz­mittel und Geschmacks­verstärker sind verboten, die Tiere müssen artgerecht gehalten werden und dürfen nur Bio-Futter bekommen.

Bio-Lebensmittel sind zwar nicht zwangs­läufig frei von Zusatz­stoffen, es sind allerdings deutlich weniger - 48 statt über 300 - zugelassen. Doch Bio ist nicht gleich Bio. Es gibt unter­schiedliche Qualitäts­stufen. Wer mehr will als das Einheits-Bio der EU, sollte Produkte mit einem Verbands­label, wie Demeter oder Bioland, wählen. Diese haben strengere Richt­linien und gelten daher offiziell als "Premium-Bio".

Ob der Lebensmittelmarkt in Zukunft über­sichtlicher wird, ist zu bezweifeln. Zwar haben sich die EU-Mitglieds­staaten auf eine einheit­liche Kenn­zeichnung geeinigt, doch Druck und Einfluss der Industrie sind immens. Für Verbrau­cher*innen heißt dies daher weiterhin: höchste Aufmerk­samkeit im Super­markt. Oder noch besser: frische Zutaten öfter einfach selbst zubereiten.

Bewusst einkaufen – so geht’s

So vielfältig kann Einkaufen sein: Wer darauf achtet, was er in den Korb legt, kann sich gesund ernähren. Für einen gesunden Einkauf haben wir folgende Tipps für Sie zusammengestellt:

  • 1. Schreiben Sie eine Liste. So vermeiden Sie unnötige Einkäufe. Falls doch eine Verlockung lauert, fragen Sie sich ernsthaft, ob Sie diese wirklich brauchen.
  • 2. Gehen Sie regelmäßig auf einen Markt. Hier finden Sie eine große Auswahl an frischen Produkten aus der Region. Der Herkunftsort der meisten Produkte ist gekenn­zeichnet.
  • 3. Kochen Sie mit frischen, natur­belassenen Produkten der Saison. So nehmen Sie viele Vitamine und wenig Chemie zu sich. Die Zube­reitung ist übrigens nicht teurer, in der Regel auch nicht zeitauf­wendiger als die von Fertig­produkten.
  • 4. Verzichten Sie auf den Ein­kaufs­wagen. Falls Sie einen über­schau­baren Einkauf planen, nehmen Sie einen Korb. Wer trägt, hat weniger Stauraum.
  • 5. Schauen Sie bei Eiern in den Karton. Der Code auf dem Ei (DE = Deutschland) verrät die Herkunft. Angaben außen auf dem Karton beziehen sich dagegen auf die Packstelle.
  • 6. Studieren Sie die Zutatenliste. Die Reihen­folge sagt Ihnen, welche Zutat am meisten vorhan­den ist. Die mit dem größten Anteil steht am Anfang.
  • 7. Vorsicht bei Kinderprodukten. Verglei­chen Sie die Nähr­wert­angaben mit "normalen" Lebens­mitteln. Eine Extra-Portion Zucker oder Fett braucht Ihr Kind nicht.
  • 8. Fragen Sie nach. Bei losen Lebens­mitteln oder bei Kleinst­ver­packungen ohne Zutatenliste sollte das Verkaufs­personal Auskunft geben können.

Meist sind es Produkte aus dem Ausland

Genfood im Regal

Reine Genprodukte gibt es in Deutsch­land nicht. Fakt ist: Es liegen nur wenige Lebens­mittel mit gen­technisch veränder­ten Zutaten in den Super­markt­regalen. Meist handelt es sich um Produkte aus dem Ausland, vor allem um Süßig­keiten aus den USA. Aber auch bei Produkten wie Sojaöl, Rapsöl, Soja­lecithin oder Mais­stärke sollte genau hinge­schaut werden.

Erlaubt ist außerdem, Gen­pflanzen wie Soja, Raps oder Mais an Tiere zu verfüttern. Diese landen dann indirekt, in Form von Fleisch, Eiern oder Milch­produkten, auf deutschen Tellern.

Die Fastfood-Kette McDonald’s erlaubt ihren Hähnchen­lieferanten den Einsatz von gen­technisch verändertem Futtermittel. Auch in den Supermarkt gelangen wieder mehr Hähnchen­fleisch und Eier von Mast­hühnern und Lege­hennen, die mit Gen-Futter in Kontakt kamen. Mögliche Gesundheits­risiken von Genfood sind umstritten und wenig erforscht. Kritiker*innen befürchten, dass schädliche Pflanzen und Giftstoffe gebildet werden, neue Allergien ausgelöst und Anti­biotika-Resis­tenzen entstehen können. Befür­worter*innen sehen dagegen eine Chance für eine verbesserte globale Ernährung.

Deutsche Hersteller*innen sind verpflichtet, gen­technisch veränderte Lebens­mittel­bestand­teile in den Zutaten­listen auf die Verpackung zu drucken. Gentechnik im Tierfutter muss aber nicht ausgewiesen werden. Das Siegel "Ohne Gentechnik" kann freiwillig verwendet werden und garantiert, dass nicht die geringste Spur von gentechnisch veränderten Rohstoffen im Produkt steckt. Bio-Produkte sind nach der EU-Öko­richtlinie frei von Gentechnik. Eine leichte Verun­reinigung, zum Beispiel durch Pollenflug, ist allerdings immer möglich und muss bis 0,9 Prozent nicht gesondert ausge­wiesen werden.

Augen auf beim Lebensmittel-Einkauf

Diese Täuschungstechniken, Verschleie­rungen und geschickten Werbe­strate­gien sind bei vielen Lebens­mittel­herstellern gängige Praxis und führen leicht in die Irre.

  • Klangvolle Produktnamen: Vielver­sprechende Titel wie "Kräuter Sommer"-Limonade oder "Crispy Chicken" machen Appetit, können aber täuschen. Die wahren Bestand­teile stehen meist kleinge­druckt auf der Rückseite.
  • Täuschende Tierarten­kenn­zeichnung: Eine Lamm­salami muss keinesfalls nur aus Lamm bestehen, sie kann sogar haupt­sächlich Schwein enthalten. Den exakten Anteil der verarbeiteten Fleisch­sorten finden Sie in der Zutaten­liste. Diese unbedingt immer anschauen!
  • Der Serviervorschlag: Sind Erbsen als Foto auf der Frikas­see-Ver­packung, aber keine echten im Inhalt? Dann steht mit Sicher­heit der Hinweis "Servier­vorschlag" irgendwo. Wenn dieser auftaucht, müssen die abge­bildeten Lebens­mittel nicht alle tatsäch­lich enthalten sein.
  • Natürlichkeits-Nepp: Die Wörter "Natur" oder "natürlich" können alles bedeuten. Eine Regelung gibt es nur in Bezug auf Aromen. "Natürliche Aromen" müssen vom natür­lichen Rohstoff stammen. Das Wort "Aroma" allein heißt, dass es im Labor chemisch hergestellt wurde.
  • Vorsicht, Alkohol: Alkohol in Pralinen ist keine große Über­raschung, im Shrimps-Salat aber schon! Manchmal versteckt er sich hinter Namen wie Arrak, Cognac, Maraschino, Marc de Champagne oder einer anderen Zutat.
  • Regionaler Nepp: Die Verwendung der Begriffe "regional" und "Heimat" ist nicht rechtlich geregelt. Suchen Sie bei solchen Produkten nach weiteren Informa­tionen. Gibt es keine weitere Auskunft über die Herkunft, handelt es sich höchst­wahr­scheinlich um leere Worte.
  • Angebliche Ursprünglichkeit: "Ohne Zusatz­stoffe" soll auf Ursprüng­lichkeit und das Fehlen von Geschmacks­verstärkern wie beispiels­weise Glutamat verweisen. Oft sind jedoch andere Zusatz­stoffe enthalten, die nicht deklarations­pflichtig sind.
  • Ansprechende Abbildungen: Bilder von prallen Früchten oder leckerer Schoko­lade sollen zum Kauf verleiten. Doch Achtung: Manchmal steckt davon nur wenig im Produkt. Prüfen Sie das. Zutaten, die genannt oder gezeigt werden, müssen immer mit Mengen­angabe aufgeführt sein.
  • Die Zuckerfalle: Die Angabe "ohne Zucker­zusatz" bedeutet nicht, dass kein Zucker enthalten ist. Sie besagt nur, dass Lebens­mittel mit süßender Wirkung zugesetzt wurden. Viele Produkte enthalten auch von Natur aus viel Zucker - ein Hinweis darauf ist allerdings kein Muss.
  • Versteckte Preiserhöhung: Aufgepasst bei einer veränderten Aufmachung und Hinweisen wie "neue Rezeptur" oder "bessere Qualität". Hersteller*innen nutzen dies gern zum "Downsizing" - eine Verringe­rung der Füllmenge bei gleichem Preis.

Länger frisch - das Datum und die Haltbarkeit

Viele Menschen werfen Lebens­mittel weg, weil das Haltbar­keits­datum abge­laufen ist. Dabei heißt es nicht, dass das Essen ab diesem Tag schlecht ist. Das Datum ist vielmehr eine Garantie des Herstellers für die Qualität des Produkts, sofern es wie empfohlen aufbewahrt wird. Im Englischen ist der Begriff eindeutiger. Dort heißt es "Best before", also "am besten vor" diesem Datum essen. Danach nimmt die Qualität eventuell ab, verzehrt werden kann das Produkt dennoch.

Davon zu unterscheiden ist allerdings das Verbrauchs­datum, das auf leicht verderb­lichen Produkten wie Hack­fleisch oder Geflügel zu finden ist. Dieses besagt, dass die Lebens­mittel tatsächlich bis zu diesem Datum verzehrt sein sollten.

Das besagt das EU-Bio-Siegel

Rund 30.000 Produkte tragen das Bio-Siegel der EU. Es bedeutet:

  • Die Zutaten stammen zu mindestens 95 Prozent aus ökolo­gischem Landbau
  • Weitgehendes Verbot chemisch-synthe­tischer Dünge- und Pflanzen­schutzmittel
  • Stark eingeschränkter Gebrauch von Tier­antibiotika
  • Kein Einsatz gentechnisch verän­derter Organismen
  • Mindeststandards für artgerechte Tier­haltung
  • Bei gleichzeitiger Produktion von konven­tionellen und Bio-Lebens­mitteln müssen beide Herstellungs­prozesse klar vonein­ander abge­grenzt sein
  • Bei fehlenden Alternativen können in Aus­nahme­fällen chemisch-synthe­tische Betriebs­mittel zuge­lassen werden

Fazit

Versuchen Sie, auf Fertig­produkte zu verzichten und kochen Sie statt­dessen selber! Achten Sie auch beim Einkauf auf die Inhalts­stoffe der Lebens­mittel, die sie kaufen. Und denken Sie immer daran: Bio ist nicht gleich Bio.

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