Porträt von Ernst Wilhelm Arnoldi

Vater des deutschen Versicherungswesens

Ernst Wilhelm Arnoldi

Die Maxime von Arnoldi: Du lebst für Dich, wenn Du für Andere lebst

Ernst Wilhelm Arnoldi wurde am 21. Mai 1778 als eines von neun Kindern des Kolonialwarenhändlers Ernst Friedrich Arnoldi und seiner Frau Sabine Elisabeth in Gotha geboren. Fünf Jahre lang - von 1794 bis 1799 - ging er bei einer angesehenen Hamburger Handelsfirma in die Lehre. Seine dort gewonnenen Erfahrungen und sein Wissen über Export und Import bildeten eine hervorragende Basis für sein weiteres Berufsleben und begründeten seine Verdienste für seine Heimatstadt Gotha. 1799 trat er ins Geschäft seines Vaters ein und wurde von 1803 bis 1812 sein Teilhaber. Auch sonst war er sehr rege: 1804 gründete er eine Farbholzfabrik und 1808 eine Steingutfabrik.

Mit dreißig Jahren heiratete Arnoldi 1808 Rosine Wilhelmine Conrath (1791-1823). Sie muss eine wunderschöne, sehr anmutige Frau gewesen sein, denn Johann Wolfgang von Goethe bat um einen Abguss von der Marmorbüste, die Wilhelmines stolzer Vater hatte von ihr anfertigen lassen. Sie schenkte Arnoldi drei Söhne und eine Tochter. Nach dem frühen Tod seiner Frau Wilhelmine 1823 - sie starb an Tuberkulose - heiratete Ernst Wilhelm Arnoldi im Januar 1825 Christiane Rosenberg.

Arnoldi war vielseitig interessiert, so vertrat er zum Beispiel interessante ökonomische Ideen und bemühte sich um die wirtschaftliche Integration Deutschlands. Im "Allgemeinen Anzeiger" schrieb er seine Gedanken zu diesem Thema in dem Artikel " Vorschlag zu einem Bunde unter den deutschen Fabrikanten" nieder. Am liebsten hätte er die damals 38 deutschen Staaten vereinigt gesehen, doch da das nicht möglich war, setzte er sich - wie viele damalige Kaufleute und Fabrikanten - wenigstens für die Abschaffung von Binnenzöllen und die Einführung von Importzöllen ein.

Arnoldi gründet die erste deutsche Handelsschule in Gotha

1817 bereicherte Arnoldi seine Heimatstadt mit einer Innungshalle, in der er 1818 die erste deutsche Handelsschule gründete und unterbrachte, denn die Ausbildung des kaufmännischen Nachwuchses lag ihm ganz besonders am Herzen. Arnoldi zeigte den Lehrlingen, aber auch den Lehrherren Lebensnormen auf, die ganz im Geist der Vernunft und der Aufklärung standen, zum Beispiel: "Verdienstliche Handlungen erwerben Achtung." oder "Gradheit ist des Mannes Zier ..."

Handelslehrlinge wurden im 19. Jahrhundert kaum ausgebildet, sie mussten viel von ihren Herren erdulden und ersetzten Hausknecht und Dienstmagd. Deshalb verweigerten viele Lehrherren ihren Auszubildenden den Besuch der Handelsschule. Arnoldis Schule scheiterte, aber er hatte eine Idee in die Welt gesetzt, die im nächsten Jahrhundert realisiert werden sollte.

Eine besonders herausragende Leistung Ernst Wilhelm Arnoldis - noch bis in die heutige Zeit - ist die Gründung der Gothaer Feuerversicherungsbank im Jahre 1820 und der Gothaer Lebensversicherungsbank 1827. Das Neue daran war das Prinzip der Gegenseitigkeit. Außerdem konnte man dank der Gewinnbeteiligung die Preise viel niedriger kalkulieren als es die bisherigen Versicherungen bislang gemacht hatten.

Arnoldi-Münze

Die Stadt Gotha verdankt Arnoldi viel

Darüber hinaus förderte Arnoldi 1828 den Bau des Gothaer Stadttheaters und engagierte sich für den 1836 erfolgten Bau eines Realgymnasiums, das eine gute Ausbildung in den praxisbezogenen Fächern, den so genannten Realien, und den neueren Sprachen bot. Auch die Gründung einer Zuckerfabrik geht auf sein Konto. Er wollte Zucker aus Zuckerrüben gewinnen anstatt von der Rohrzuckereinfuhr abhängig zu sein. Auch das Projekt der Thüringer Eisenbahn fand sein Interesse.

Am 27. Mai 1841 starb Ernst Wilhelm Arnoldi kurz nach seinem 63. Geburtstag in Gotha und fand auf dem ehemaligen Friedhof II seine letzte Ruhestätte. Die Bürgerschaft Gothas ehrte den größten Sohn ihrer Stadt mit einem Denkmal, das auf dem nach Arnoldi benannten Platz errichtet wurde. Auch das Arnoldi-Gymnasium wurde nach ihm benannt. Außerdem ziert sowohl sein Geburtshaus als auch sein Sterbehaus jeweils eine Gedenktafel.

Zeichnung: Residenz-Stadt Gotha